Buchtipp für Erwachsene September 2015

Ralf Rothmann: Im Frühling sterben

1. Aufl. - Berlin : Suhrkamp Verlag, 2015. - 233 Seiten
ISBN 978-3-518-42475-9 fest geb. : EUR 19.95

(© Suhrkamp)

Die beiden siebzehnjährigen Walter Urban und Fiete Caroli arbeiten als Melker auf einem norddeutschen Bauernhof und sind die Hauptpersonen der Geschichte. Zwischen Jugend und Erwachsenwerden und ohne jegliche militärische Erfahrung werden sie im Februar 1945 zur Waffen-SS zwangsrekrutiert. Bei einer Tanzveranstaltung werden sie registriert und, ehe sie sich versehen, an die Front geschickt. Beide glauben, dass Sie ohnehin nur kurz im Einsatz sein werden, da der Krieg eigentlich bald schon zu Ende sein müsste. 

Walter wird Fahrer hinter den Kriegslinien Ungarns, Fiete hingegen kommt an die Front und wird schwer verletzt. Beide Männer lernen in kürzester Zeit die Grausamkeit und Unbarmherzigkeit des Krieges kennen. 

Fiete wird bei einem Fluchtversuch gefasst und als Deserteur standrechtlich zum Tod verurteilt. Niemand anderes als seine Stubenkameraden, unter ihnen auch Walter, werden zu Fietes Exekution gezwungen. Für Walter ein unlösbarer Gewissenskonflikt. Wenn er den Befehl verweigert, würde er ebenfalls exekutiert und wohl auch das Leben anderer Kameraden gefährden ...

Der sprachlich dichte und eindrucksvoll erzählte Roman beschreibt die letzten beiden Kriegsjahre aus Sicht zweier junger Männer, die ohne ihr eigenes Zutun schuldig werden in einem Krieg, der von Verrohung und Unmenschlichkeit vor allem in dieser letzten Phase tief geprägt ist. Dies versteht der Autor in realistischen und schrecklichen Bildern zu beschreiben. Damit erschafft er einen Roman, dessen Bilder einen kaum mehr loslassen. 

Übrigens: Im Juli hat der Autor es abgelehnt mit seinem Roman für den Deutschen Buchpreis 2015 nominiert zu werden. Und auch die Bitte der Nachnominierung aus der Jury hat er abschlägig beschieden. Dabei zählt dieser Roman meiner Ansicht nach zu den herausragenden Büchern dieses Jahres.

Zum Autor:

Ralf Rothmann wurde 1953 in Schleswig geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach der Volksschule (und einem kurzen Besuch der Handelsschule) machte er eine Maurerlehre, arbeitete mehrere Jahre auf dem Bau und danach in verschiedenen Berufen (unter anderem als Drucker, Krankenpfleger und Koch). Seit 1976 lebt Ralf Rothmann in Berlin und veröffentlichte bereits einige Romane, Erzählungen und Gedichte, für die er mit mehreren Preisen, u.a. Märkischer Kulturpreis (1986), Förderpreis des Bundesverbandes der Industrie (1989), 19. Stadtschreiber von Bergen-Enkheim (1992), Literaturpreis für das Ruhrgebiet (1996), Hermann-Lenz-Preis (2001), Kranichsteiner Literaturpreis (2002), Evangelischer Buchpreis (2003), Wilhelm Raabe Literaturpreis (2004) und Heinrich-Böll-Preis (2005), Max-Frisch-Preis (2006) und dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (2008) ausgezeichnet wurde. 2010 erhielt er den Walter-Hasenclever-Literaturpreis der Stadt Aachen, 2013 den Friedrich Hölderlin-Preis und im Jahr 2014 den Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken. 

Pressestimmen zum Buch:

»… ein Triumph der Sprache über die Verklemmtheit, die das Schreiben über den Krieg in Deutschland so lange geprägt hat.«
Andreas Kilb, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

»Ralf Rothmann bannt diese Zeit, die er selbst nicht erlebt hat, in schrecklich klare, magisch realistische Bilder.«

Hilmar Klute, Süddeutsche Zeitung 

»Mit Fug und Recht kann man sagen: Mit „Im Frühling sterben“ ist die Nach-Grass-Ära kraftvoll eingeleitet worden.«

Ina Hartwig, DIE ZEIT

Andrea Effinger, Stadtbibliothek Aalen

Übrigens- diesen Roman gibt es auch als e-Book unter www.ostalb-onleihe.de.