Buchtipp für Erwachsene November 2020

Ralf Rothmann: Hotel der Schlaflosen

Erzählungen / Ralf Rothmann. - 1. Auflage. - Berlin : Suhrkamp Verlag, 2020. - 204 Seiten ; 21 cm
ISBN 978-3-518-42960-0 fest geb. : EUR 22.00

(© Suhrkamp)

 

„Fear is a man’s best friend“ lautet das Motto von Ralf Rothmanns neuem Erzählungsband, das gleich auf der ersten Seite auftaucht. In der Tat ist es die Angst, die den Hauptfiguren seiner Erzählungen oft aus der Notlage hilft oder zu Handlungen zwingt.

Da ist der alternde Dozent, dem während einer Autopanne in der mexikanischen Wüste die Logik der Liebe aufgeht, die Geigerin, die eine finale Diagnose erhält, oder das Kind im Treppenflur, das seine Prügelstrafe erwartet – alle Protagonisten, ob Musiker, Lebenskünstler, Reisende, Reiter und Henker, geraten in Grenzsituationen, in denen sich Menschen mit den eigenen Abgründen konfrontiert sehen. Mit viel Einfühlungsvermögen und Sympathie beschreibt Ralf Rothmann Außenseiter, die im Leben scheitern. Dabei lässt er die Leser*innen die Gefühle seiner Figuren selbst entdecken, indem er nur andeutet und in einer knappen Sprache Deutungen zulässt.

Die Schauplätze der Erzählungen reichen von Moskau, Berlin und Mexiko zum Ruhrgebiet der 1960er-Jahre.

Es lohnt sich diesen neuen Erzählband zu entdecken, denn er ist von mitreißender Sprachkraft und großer Empathie getragenen, zieht einen von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann und ist für alle Leser*innen ein Erlebnis.

 

Pressestimmen:

 

„Wir Lesende werden belohnt: Wofür andere Autoren einen dickleibigen Roman brauchen, das erreicht Ralf Rothmann schon nach jeweils etwa 20 Seiten.“

Harald Asel, rbb Inforadio

 

„Es gibt in der deutschen Literatur derzeit keinen Autor, der sich so gut auf szenische Schilderungen versteht. ... [Rothmanns Erzählungen] sind sprechende Spiegelbilder eines selbstbewussten Könners.“

Andreas Kilb, Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

„Rothmanns Wirklichkeitssinn ist von erschütternder Radikalität.“

Christian Thomas, Frankfurter Rundschau

Zum Autor

Ralf Rothmann wurde am 10. Mai 1953 in Schleswig geboren und wuchs in Oberhausen im Ruhrgebiet auf. Nach Abschluss der Volksschule und kurzem Besuch der Handelsschule machte R. eine Maurerlehre und arbeitete anschließend in den verschiedensten Berufen, u. a. als Krankenpfleger, Koch oder Drucker. Er unternahm verschiedene Reisen durch Mexiko und Südamerika und ließ sich dann in Berlin nieder.

 

Erste von der Kritik hoch gelobte Gedichte von R. erschienen 1984 unter dem Titel "Kratzer", denen verschiedene Erzählungen wie "Messers Schneide" (1986) und "Windfisch" (1988) folgten. Den Durchbruch als Schriftsteller schaffte R., der den Autor Christoph Meckel als seinen Mentor bezeichnet, mit seinem Romandebüt "Stier", welches mit dem Literaturpreis Ruhrgebiet ausgezeichnet wurde und ein breites Lesepublikum fand. 

 

Auch R.s zweiter Roman, "Wäldernacht" (1994), befasst sich anhand der Figur des Berliner Malers Jan Marré, dem seine Geburtsstadt Irrlich ein Künstlerstipendium gestiftet hat, mit Erinnerungen an die im Ruhrgebiet verbrachte Kindheit und zeichnet ein düsteres Bild des Schrebergarten-Milieus zwischen Zeche, Sportplatz und Pommes-Bude.

 

Mit "Milch und Kohle" (2000) schrieb R. den dritten Teil seiner Ruhrgebiets-Trilogie.

Für sein literarisches Schaffen, das mit erstaunlicher Konsequenz immer wieder seine Herkunft zum Thema machte, wurde R. mit Preisen überhäuft. So erhielt er 2001 den Hermann-Lenz-Preis, wobei Laudator Peter Handke die eindringliche Sprache des Autodidakten lobte.

 

R.s fünfter Roman "Hitze" (2003) spielt erneut in Berlin und wurde 2005 mit dem Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln ausgezeichnet. Für den Erzählband "Shakespeares Hühner" (2012) würdigte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (14.4.2012) den Autor als "Meister des schwerelosen Pathos". Und für seinen Roman "Im Frühling sterben" (2015) erntete R. wieder große Beachtung und nahezu einmütiges Lob im deutschsprachigen Feuilleton. Nicht zuletzt für diesen Roman wurde R. 2017 mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet.

 

2018 erschien sein Roman „Der Gott jenes Sommers“ und 2020 folgte der Erzählband „Hotel der Schlaflosen. Rothmann wurde mit zahlreichen weiteren Literaturpreisen ausgezeichnet.

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