Buchtipp für Erwachsene Oktober 2020

Matthias Politycki: Das kann uns keiner nehmen

: Roman. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2020. - 301 Seiten
ISBN 978-3-455-00924-8 fest geb. : EUR 22.00

(© Hofmann und Campe)

Die Geschichte einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft, ein Roadmovie vor exotischer Kulisse, die Geschichte einer 25 Jahre zurückliegenden Reise, zwei Beziehungsgeschichten und eine Geschichte über den Sinn des Lebens und seine Endlichkeit auf gerade einmal 300 Seiten, geht das? Es geht. Zumindest, wenn der Autor Matthias Politycki heißt.

In „Das kann uns keiner nehmen“ lässt Politycki in Tansania zwei Männer aufeinandertreffen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: den unterkühlten, nüchternen und politisch überkorrekten Hamburger Hans und den scheinbaren Ur-Bayern Tscharli, der unverblümt seine Meinung sagt und mit den Einheimischen umspringt wie ein Kolonialherr – und von diesen trotzdem respektiert, ja geradezu verehrt wird. Nach einer zufälligen Begegnung auf dem Gipfel des Kilimandscharo gelingt es Hans nicht, den überaus aufdringlichen Tscharli abzuschütteln. Und obwohl ihn Tscharlis Verhalten abstößt, lässt sich Hans von ihm zu einer mehrtägigen Fahrt mit dem Motorrad über die Insel Sansibar überreden. Widerwillig erfüllt er ihm den Wunsch, denn es ist Tscharlis letzter: Er hat nur noch wenige Wochen zu leben. Aus der anfänglichen Abneigung entsteht allmählich eine zwiespältige Freundschaft zwischen den so unterschiedlichen Männern. Und als Tscharli auf dem Sterbebett liegt, erzählen sie sich gegenseitig ihre Geschichte und wir erfahren, was die beiden nach Afrika getrieben hat. Am Ende ist Tscharli tot und Hans kann mit einem viele Jahre zurückliegenden Kapitel seines Lebens seinen Frieden machen.

Ein teils spannender, teils anrührender Roman, den ich nicht nur Männern wärmstens empfehle.

Michael Steffel