. - 1. Auflage. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2024.
- 255 Seiten ; 21 cm
ISBN 978-3-608-98770-6 Festeinband : 24,00 €
Zwischen Lev und Kato besteht seit ihren Kindertagen eine besondere Verbindung. Doch die Öffnung der europäischen Grenzen weitet ihre Lebensentwürfe und verändert ihre Beziehung für immer. Voller Schönheit und Hingabe erzählt Iris Wolff von zeitloser Freundschaft und davon, was es braucht, um sich von den Prägungen der eigenen Herkunft zu lösen.
Als der elfjährige Lev über Wochen ans Bett gefesselt ist, wird ausgerechnet die kluge, aber von allen gemiedene Kato zu ihm ans Krankenbett geschickt, um ihm die Hausaufgaben zu bringen. Zwischen dem ungleichen Paar entsteht eine unverbrüchliche Verbindung, die Lev aus seiner Versteinerung löst und den beiden Heranwachsenden einen Halt bietet im kommunistischen Banat - einer historischen Region in Südosteuropa, die heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt. Ein halbes Leben später läuft Lev noch immer die Pfade ihrer Kindheit ab, während Kato schon vor Jahren in den Westen aufgebrochen ist. Geblieben sind Lev nur ihre gezeichneten Postkarten aus ganz Europa. Bis ihn eines Tages eine Karte aus Zürich erreicht, darauf nur ein einziger Satz: »Wann kommst du?«
Iris Wolff ist bekannt für ihre bildreiche Sprache, welche auch im Roman „Lichtungen“ zu finden ist. Ein paar Passagen, die das Erzählte besonders bildlich einfangen, sind:
- „Die Möbel schienen zu schlafen, Staubkörner fielen, der Überwurf des Sofas war glatt gestrichen, Kissen standen folgsam Spalier.“ (Seite 81)
- „Die Kerze auf dem Tisch atmete gehetzt.“ (Seite 136)
- „Lev und Ferry kamen gerade an, als die Sonne sich zwischen den Platanen verfing. Sie setzte flüssiges Orange in die Äste, übergoss die Wiese mit fast waagrechtem Licht.“ (Seite 241)
Eine Besonderheit des Romans ist, dass dieser rückwärts erzählt wird: er beginnt mit Kapitel 9 und endet mit Kapitel 1. Einerseits ist dies ein interessantes Konzept, das einen durchaus fesselt, anderseits sollte man den Roman nicht lange liegen lässt, um sich nicht zu weit von den Protagonisten Kato und Lev zu entfernen.
Iris Wolff wurde 1977 in Hermannstadt, Siebenbürgen geboren. Sie studierte Germanistik, Religionswissenschaft und Grafik & Malerei in Marburg an der Lahn. Die Autorin wurde für ihr literarisches Schaffen mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Eichendorff-Literaturpreis, dem Marieluise-Fleißer-Preis sowie dem Marie-Luise-Kaschnitz-Preis und dem Solothurner Literaturpreis für ihr Gesamtwerk. Zuletzt erschien 2024 der Roman »Lichtungen«, der mit dem Uwe-Johnson-Preis und dem Spycher: Literaturpreis Leuk ausgezeichnet sowie für die Shortlist des Deutschen Buchpreises nominiert wurde. Die Autorin lebt in Freiburg im Breisgau.