Roman / Mareike Fallwickl. - 3. Auflage. - Hamburg : Rowohlt, 2022. - 377 Seiten. - (Rowohlt Hundert Augen)
ISBN 978-3-498-00296-1 fest geb. : 22,00 €
„Alle sind laut, das ganze Abendessen ein Lärm, nein, der gesamte Tag, voll mit ihrem Rufen, ihrem Wollen, ihrem Streiten und Bitten und Brüllen, es legt sich in Helene ab in diesen langen Stunden, die sie heimlich herunterzählt. Bis zu dem Moment, in dem die Kinder im Bett liegen und ihr in der Küche die Tränen kommen vor Erschöpfung. Aber dann: das Füßetappen in der Nacht, die kleinen Bäuche, die sich unter ihre Decke schieben, […] die klebrige Wärme. Sie ist nie allein, nicht einmal für Sekunden. Es ist nie still, nicht einmal zum Luftholen.“
Ein Buch voller Emotionen und tiefer Abgründe, ohne den Lesern dabei die Hoffnung auf eine Besserung zu nehmen.
Helene ist eine dreifache Mutter, die während des Abendessens mit ihrer Familie plötzlich aufsteht und sich vom Balkon in den Tod stürzt. Sind die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen schuld? Könnte das anstrengende Familienleben, mit wenig Unterstützung ihres Ehemannes Johannes, Grund für ihre drastische Entscheidung gewesen sein? Oder spielen in Wahrheit viel mehr Komponenten zusammen und ließen Helene nur diesen Ausweg?
All diese Fragen stellt sich auch Helenes zu Lebzeiten beste Freundin Sarah. Sie nimmt die Rolle der Verstorbenen ein und versucht das Familienleben bestmöglich aufrecht zu erhalten. Dabei gerät sie oft in Konflikte mit Helenes ältester Tochter Lola. Die vermeintliche Rolle der Frau, die Selbstfindungsphase des Teenagers und die ungreifbar große Trauer verstärken die Meinungsverschiedenheiten stark.
Ein sehr lesenswerter Roman, mit vielen feministischen Aspekten.
